In einer Demokratie, und als solche möchte Deutschland nach wie vor am liebsten gelten, bekommt jede Gesellschaft das Parlament, das sie am besten repräsentiert. Jedes Parlament wiederum bekommt den Außenausschuss, der typisch für es ist. Jeder Außenausschuss schließlich bekommt den Vorsitzenden, der am besten zu ihm passt – oder ist es so, dass auch in der “Personalpolitik” inzwischen nur noch der Sachzwang (vulgo: die liebe Not) regiert?
Selbstverständlich versteht sich Herr Polenz darauf, zu behaupten, es sei ja nicht an ihm, öffentlich zu bekunden, was jemand in religiösen Angelegenheiten tut oder nicht tut. Schön für ihn, aber mir scheint das eine gedankliche Errungenschaft zu sein, die erst vor kurzem ihren Weg in sein kognitives Repertoir gefunden hat.
Denn bis vor kurzem war der FB-Polenz (oder ein Erfüllungsgehilfe gleichen Namens) doch sehr geschickt und anstellig darin, insbesondere einen seiner weiblichen Fans vor unbotmäßiger Kritik in Schutz zu nehmen – namentlich in ihrer Funktion als “Jüdin”.
Und unbotmäßig findet und fand Ruprecht Polenz jede Äußerung, die seiner persönlichen Vorstellung von “Kritik unter Freunden” zuwiderläuft, sobald es um das deutsche Verhältnis zu Israel ging oder geht; das er, wie gesagt, wohl am liebsten nach der Methode Bewährungshelfer behandelt sehen möchte?
Die oben angeführten beispielhaften Belege für das “politische” Profil von Polenz´ Panoptikum (“dann werd ich eben Selbstmordattentäter”, etc.) hingegen hatten es vergleichsweise leicht damit, unter dem Radar der polenzschen Vorstellung von “Meinungsfreiheit” hindurchzurutschen.
Denn merk Dir eines, Du meine Facebook-Pinnwand: Wir müssen nicht in allem einer Meinung sein – sondern nur in den wichtigen Fragen!
Offensichtlich war Ruprecht Polenz (CDU) vor allem an solchen Kronzeugen für seine “Politik” interessiert, die sich problemlos in dieses oben skizzierte Panoptikum integrieren lassen, und sich nahtlos in den gedanklichen Dreck einfügen, der auf seiner FB-Pinnwand produziert und reproduziert wird.
Dazu passt, dass er sich seit neuestem als Opfer einer Intrige zu inszenieren versucht, und das ganze Thema nach der Methode “who cares” auszusitzen trachtet; auch in diesem Punkt, im Verdrängen, scheint der Münsteraner MdB ein prototypischer Repräsentant eines spezifischen Sozialcharakters, und nur als solcher ist er interessant.